Donnerstag, 27. November 2014

Hakuna Matata..

1 Federn.

... its our problemfree philosophy

Wir sind Meister darin uns zu belügen, zu leugnen und Tatsache einfach zu ignorieren. Wir blenden aus, dass es mit der Gesellschaft immer weiter den Bach herunter geht, geben uns mit Antworten zufrieden, die eigentlich gar keine sind und vergessen immer wieder, dass alles endlich ist. Wir denken nicht darüber nach, wie schnell unser Leben vorbei sein kann und leben einfach vor uns hin. Aber manchmal treffen uns die Wahrheiten wie Faustschläge ins Gesicht, weil plötzlich auffällt dass irgendwas schief in dieser Welt läuft, irgendjemand in unserem Umfeld verstorben ist oder uns einfach in einer schrecklich, durch Alkohol verursachten, melancholischen Phase bewusst wird, dass wir eben doch nicht ewig auf der Erde weilen. In einem Hauch von Euphorie beschließen wir dann, dass wir etwas ändern werden, dass wir endlich beginnen zu leben und dieses auskosten möchten. Ich frage mich, was leben überhaupt noch bedeutet? Für mich momentan, es von Wochenende zu Wochenende zu schaffen, irgendwie meinen Alltag und mein Abitur zu bewältigen. Ich weiß nicht mal mehr warum. Vielleicht weil es für meine Familie immer eine Selbstverständlichkeit war, dass ich diesen Abschluss mache und danach studiere, vielleicht weil ich es einfach hingenommen habe und mich dort hinführen ließ. Ich habe es nie in Frage gestellt, nie darüber nachgedacht. Dabei hab ich mir immer ein bunteres Leben vorgestellt, stelle mir immer noch eines vor. Ich würde so gerne hinschmeißen, die Welt sehen, fremde Kulturen erleben, mich an (und in) unterschiedlichsten Orten verlieben, Barfuß durch den Regen auf warmen Sommerstraßen gehen, nackt im kanadischen Schnee liegen und nachts betrunken in Schwimmbäder und Schrebergärten einbrechen. Ich würde so gerne mal, bei Laternenlicht auf einem See Schlittschuhlaufen, Dinge tun, ohne mich zu fragen welche Konsequenzen sie haben können, einer wildfremden Person sagen, dass sie wunderschön ist und dass ich sie liebe. Ich möchte mich in ein Taxi setzten, um dem Fahrer zu sagen, dass er einem Auto folgen soll, mich betrinken und morgens irgendwo aufwachen, mit dem Gefühl die Nacht meines Lebens hinter mir zu haben, zu wissen, dass ich lebe. Und trotzdem schreibe ich all dies im Konjunktiv, weiß ganz genau dass nicht einmal die Hälfte davon wirklich tun werden, weil ich vernünftig sein muss - weil es die Gesellschaft so verlangt. Es gehört sich nicht, schlicht und ergreifend nicht, weil die Mehrheit es sich nicht traut. Anderssein ist ungewohnt, ungewohnt sein ist seltsam. Es ist doch ein komisches System, nachdem wir leben und vor allem eines, in dem wir vergessen, was das überhaupt bedeutet. Ich finde es furchtbar, dass Kinder im Alter von fünf Jahren schon gezielt darauf abgerichtet werden zu lernen. Damals bin ich noch durch unseren Wald gerannt, hab mir meine Knie blutig geschürft, deshalb kurz Rotz und Wasser geheult, bin direkt danach aber gleich wieder weiter durchs Gebüsch gelaufen. Es war für mich und meine Geschwister normal, im Garten oder anliegenden Wald zu spielen, meine Mutter musste damit leben, dass unsere Klamotten voller Grasflecken und Schmutz waren, dass wir aussahen als hätten wir uns tagelang nicht gewaschen und ich muss heute mit den ganzen, blassen Narben an meinem Beinen und Armen leben. Während meiner Kindheit habe ich mir meinen Fuß, Arm und meine Nase gebrochen (Okay, die Nase hat mir meine große Schwester gebrochen, aber das leugnet sie bis heute. Deshalb bin ich offiziell mit dem Kopf gegen eine Metallstange gerannt), habe in der Adventszeit unseren Teppich in Brand gesetzt, die Fische in unserem Aquarium geangelt und meiner kleinen Schwester einen Haarschnitt verpasst, der meiner Auffassung nach der letzte Schrei war. Was ich damit sagen will, ist dass ich damals gelebt habe. Dass ich an meine Kindheit denke, wenn ich mir die Narben ansehe und lächele. Das Leben hinterlässt nun mal Spuren, wir sollten uns nicht in Watte packen, nur weil wir Angst haben zu fallen. Ich möchte nicht damit sagen, dass es gut ist wenn Kinder einem beinahe die Wohnung abfackeln oder sich sämtliche Körperteile brechen, aber ich finde man sollte ihnen erlauben sich auszuleben, die Knie aufzuschürfen und draußen zu sein, lernen können und müssen sie später noch genug. Auch ich werde weiter lernen, mein Abitur machen, es ist immerhin nach gesellschaftlicher Ansicht vernünftig, aber dann bin ich erstmal weg. Dann leb ich erst mal mein Leben, werde nach Kanada gehen und mich nackt in den Schnee legen, in England irgendwelchen Menschen sagen, dass sie wunderschön sind und in Italien nachts einfach Schwimmen gehen. Ich werden mein Leben so leben, dass ich auch dann lächele, weil ich Narben habe, weil ich vom Leben gezeichnet bin. Ich werden meinem Enkeln die Narben zeigen, die ich beim Blutsbrüderschaft schließen erhalten habe, werde ihnen erklären, warum in meinem Knöchel ein Stück fehlt und weshalb es gut ist, sich das Herz auch einmal brechen zu lassen. Ich möchte Geschichte erzählen, um mich daran zu erinnern, wer ich einmal war und ich möchte nicht bereuen, dass ich One-Night-Stands hatte, betrunken durch die Straßen gerannt bin und auf Konzerten war, dass ich gelebt habe. Denn das ist der Sinn des Lebens: Leben.

Samstag, 31. Mai 2014

Zeitlos.

2 Federn.
via

Er öffnet die Augen, halbgeschlossen und blinzelt durch den Rauch seiner Zigarette hindurch. Wie durch Nebel erkennt er die hastenden Menschen, die mit scheinbar versteinerten Mienen vorübergehen. Den Blick gerade ausgerichtet, nur auf sich selbst achtend, darauf bedacht, keine Zeit zu verlieren. Denn Zeit haben sie nicht. Zeit, hat in dieser Welt niemand mehr und wenn doch, dann soll sie sinnvoll genutzt werden. Doch was bedeutet das schon, sinnvoll? Sie nicht zu verschwenden, vermutlich. Er verzieht bei diesem Gedanken fast schon angewidert das Gesicht und nimmt erneut einen Zug seiner Zigarette. Dann schließt er die Augen. Das tun sie doch alle. Die Augen verschließen, vor Leid, Elend, Andersartigkeit. Diese Gesellschaft ist eine eisige geworden. Manchmal kommt sie ihm fast so kalt vor, wie die Mauer an welcher er lehnt.
Scheinbar mittendrin und doch ganz außerhalb.
Er passt nicht in das Bild dieser grauen Straße, voll von Anzügen und maskenhaften Gesichtern die zu Grimassen verzerrt sind, in diese Ruhelosigkeit und Hast. Er, mit seiner Zigarette in der Hand, der zerschlissenen Jeans und den bunten Knöpfen, wirkt zwischen alledem ganz fremd, ganz falsch. Und trotzdem hat es etwas Passendes. Es ist beinahe so, als sei er das einzig Beständige in dieser Straße. Es kommt es ihm immer wieder so vor, als würde all das einfach an ihm vorüber ziehen. Als befände er sich abgeschlossen von alle dem hinter einer Wand aus Glas, die nichts nach Innen und nichts nach Außen dringen lässt. Die Menschen gehen wortlos an ihm vorüber, er lässt sie wortlos ziehen. Sie haben doch keine Zeit sich zu unterhalten. Zeit hat doch niemand mehr. Vielleicht ist das aber auch einfach nur eine Ausrede. Eine Ausrede um sich nicht beschäftigen zu müssen, mit den Problemen anderer. Seufzend wirft er seine Zigarette zu Boden und löst sich von der Wand. Vielleicht muss man sich Zeit dafür nehmen, sie erst zu verschwenden. Denn was bedeutet das schon, verschwenden?


Ich bin wieder da. Ich lebe. Und ich weiß, es ist nicht einer meiner besten Texte, aber ich will diese Idee schon ewig festhalten. Seitdem dieses Gedicht in meinem Kopf entstanden ist. Bald kommt wieder mehr, versprochen. Ich liebe euch. ♥

Sie hetzen durch die Gassen,
mit lächelnden Grimassen,
stetig Masken tragend,
immer nach der Zeit fragend.

Was kümmern sie die Leute,
die im Dreck sitzende Meute?
Was sorgt sie deren Leid,
das Mädchen zerrissenem Kleid?

Sie bleiben nie stehen,
können am Kummer vorüber gehen.
Geworden sind sie stumpf,
vom Nichts fühlen dumpf.

Egoismus bestimmt ihr Leben,
Geld steht daneben.
Sie folgend nur ihren Gedanken,
unsere Gesellschaft gerät ins Wanken.

Immer nur funktionieren sie,
halten nicht inne, nie.
Und sie hetzen durch die Gassen,
mit gierigen Grimassen.