Samstag, 31. Mai 2014

Zeitlos.

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Er öffnet die Augen, halbgeschlossen und blinzelt durch den Rauch seiner Zigarette hindurch. Wie durch Nebel erkennt er die hastenden Menschen, die mit scheinbar versteinerten Mienen vorübergehen. Den Blick gerade ausgerichtet, nur auf sich selbst achtend, darauf bedacht, keine Zeit zu verlieren. Denn Zeit haben sie nicht. Zeit, hat in dieser Welt niemand mehr und wenn doch, dann soll sie sinnvoll genutzt werden. Doch was bedeutet das schon, sinnvoll? Sie nicht zu verschwenden, vermutlich. Er verzieht bei diesem Gedanken fast schon angewidert das Gesicht und nimmt erneut einen Zug seiner Zigarette. Dann schließt er die Augen. Das tun sie doch alle. Die Augen verschließen, vor Leid, Elend, Andersartigkeit. Diese Gesellschaft ist eine eisige geworden. Manchmal kommt sie ihm fast so kalt vor, wie die Mauer an welcher er lehnt.
Scheinbar mittendrin und doch ganz außerhalb.
Er passt nicht in das Bild dieser grauen Straße, voll von Anzügen und maskenhaften Gesichtern die zu Grimassen verzerrt sind, in diese Ruhelosigkeit und Hast. Er, mit seiner Zigarette in der Hand, der zerschlissenen Jeans und den bunten Knöpfen, wirkt zwischen alledem ganz fremd, ganz falsch. Und trotzdem hat es etwas Passendes. Es ist beinahe so, als sei er das einzig Beständige in dieser Straße. Es kommt es ihm immer wieder so vor, als würde all das einfach an ihm vorüber ziehen. Als befände er sich abgeschlossen von alle dem hinter einer Wand aus Glas, die nichts nach Innen und nichts nach Außen dringen lässt. Die Menschen gehen wortlos an ihm vorüber, er lässt sie wortlos ziehen. Sie haben doch keine Zeit sich zu unterhalten. Zeit hat doch niemand mehr. Vielleicht ist das aber auch einfach nur eine Ausrede. Eine Ausrede um sich nicht beschäftigen zu müssen, mit den Problemen anderer. Seufzend wirft er seine Zigarette zu Boden und löst sich von der Wand. Vielleicht muss man sich Zeit dafür nehmen, sie erst zu verschwenden. Denn was bedeutet das schon, verschwenden?


Ich bin wieder da. Ich lebe. Und ich weiß, es ist nicht einer meiner besten Texte, aber ich will diese Idee schon ewig festhalten. Seitdem dieses Gedicht in meinem Kopf entstanden ist. Bald kommt wieder mehr, versprochen. Ich liebe euch. ♥

Sie hetzen durch die Gassen,
mit lächelnden Grimassen,
stetig Masken tragend,
immer nach der Zeit fragend.

Was kümmern sie die Leute,
die im Dreck sitzende Meute?
Was sorgt sie deren Leid,
das Mädchen zerrissenem Kleid?

Sie bleiben nie stehen,
können am Kummer vorüber gehen.
Geworden sind sie stumpf,
vom Nichts fühlen dumpf.

Egoismus bestimmt ihr Leben,
Geld steht daneben.
Sie folgend nur ihren Gedanken,
unsere Gesellschaft gerät ins Wanken.

Immer nur funktionieren sie,
halten nicht inne, nie.
Und sie hetzen durch die Gassen,
mit gierigen Grimassen.




2 Kommentare:

  1. So schöön geschrieben! Vor allem die detailierten Beschreibungen der Menschen gefallen mir wirklich gut! ♥

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Dankeschoen ♥