Samstag, 30. Juni 2012

Faces


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Ich liege auf ihren Schoß, sie streicht mir sanft über den Kopf und ihre Hände zittern leicht. Schweigend starre ich an die Wand, suche auf dem sterilen Weiß einen Makel, einen Fleck, irgendetwas, an dem sich mein Blick festhalten kann, nur um nicht aufzusehen. Ich möchte ihr nicht ins Gesicht sehen,  nicht die Tränen, welche sie wegen mir vergießt, erblicken. Ich fühle mich schuldig. Schuldig, weil ich sie verletze, obwohl sie immer für mich da war. Auch jetzt ist sie hier, lässt mich nicht alleine. Wie immer duftet sie leicht nach Lavendel,  riecht so vertraut, so tröstend. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie jemals anders gerochen hat. Der Geruch schien zu ihr zu gehören, wie das gleichmäßige Pochen ihres Herzens. Es war beständig, vielleicht nicht für immer, aber zumindest für den Moment. Sie würde mich überdauern, auch da sein, wenn ich fort war. Denn mein Herz, ist anders als ihres, nur noch schwach, es ist nicht mehr, als ein leises Pochen. Wir wissen beide, dass es irgendwann verstummen wird. Ob Heute, ob Morgen, was spielt das für eine Rolle? Ich habe mich damit abgefunden, und werde warten. Es ist für mich kein Ende, nein, eher eine Erlösung. Mein Leben war ein einziger Kampf, und diesen Kampf habe ich nun verloren. Ich habe aufgeben. Vielleicht bin ich zu schwach um weiter zu kämpfen, vielleicht gehöre ich aber auch nur zu den Menschen, die sich keine falschen Hoffnungen machen. Wie auch immer, es war in Ordnung, ich hatte ein schönes Leben und ich sollte mich nicht beklagen. Also schließe ich schweigend die Augen, um mich herum herrscht Stille, die lediglich durch das Piepsen der Apparate durchbrochen wird. Gleichmäßig und hell hört man den Ton, immer wieder, unaufhörlich, bis zum Ende. Ich konzentriere mich wieder auf ihren Herzschlag, der beruhigend vor sich hin pochte.  Es scheint, als würde er immer lauter werden, mit jeder Minute die verstreicht. Schließlich, ist er ohrenbetäubend und ich öffne Ruckartig die Augen.  Langsam drehe ich den Kopf, um sie nun doch an zusehen. Ihre Wimpern sind von Tränen benetzt und doch ziert ihre Lippen ein Lächeln. Ich erwidere es leicht und folge mich dem Blick den Konturen ihres Gesichtes. Auch wenn ich sie schon mein Leben lang kenne, so möchte ich sicher gehen, dass ich sie nicht vergesse. Nicht das winzigste Detail, sei es eine Falte oder eine Narbe. Ihre Gesichtszüge sind sanft, in ihren Augen liegt diese Wärme, welche einem, egal was man tut, immer wieder begegnet. Diese bedingungslose Liebe, sie gibt mir keine Schuld. Ich bin ihr dankbar, für alles. Dankbar, dafür, dass sie immer da war und, dass sie mich immer aufgefangen hat wenn ich gefallen bin. Ich möchte ihr Gesicht nicht vergessen, niemals. Es war das erste war ich auf dieser Welt erblickte, und sollte auch das Letzte sein. Sie war meine Mutter. 

17 Kommentare:

  1. die Geschichte hat mich total gefesselt und auch berührt, so dass ich sie gleich ein zweites Mal gelesen habe! ♥

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  2. Sie wirkt so real. Ehrlich, als ich das gelesen habe, da habe ich wirklich gedacht, die Geschichte wäre echt (ist sie nicht, oder?) und da war ich gleich so traurig, geschockt, vor allem die letzten Sätze sind so unglaublich ausdrucksvoll!
    Du hast so viel Talent...

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    1. Nein, das entstammt Alles, (zum Glück), meinem kranken Hirn :)
      Wow, dankeschön. Ich glaube ihr wisst gar nicht, wie viel ihr mir mit solchen Kommentaren schenkt. Ich möchte dann immer die Welt umarmen, weil ich mich wieder stark fühle. Ich freue mich immer riesig, und denke oft, "Wow, es gibt Menschen die das lesen!" Dankeschoen, es macht mich wirklich Glücklich ♥

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    2. Ah, gut! Und dein Hirn ist nicht krank, wenn es so wäre, dann wäre es meins auch.
      Ui, das hört sich so süß an :> Wieso "wieder" stark? Hey, natürlich gibt es Menschen, die das lesen, wieso sollten sie es auch nicht tun? :)

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    3. Vielleicht ist es das ein bisschen, aber ohne es würden meine Geschichten nicht meine Geschichten sein :)
      Was wieder heißt? Oh, zum Beispiel, war ich vorgestern am Boden zerstört, als ich festgestellt habe, dass mein Blog von 28 Lesern auf 27 geschrumpft ist. So was nehme ich immer sehr persönlich. Ich bin da, das gebe ich zu, sehr empfindlich. Na ja, meine Prinzipien sind schwer zu erklären, ich denke es ist kompliziert mich zu verstehen. Wie auch immer, solche Kommentare machen mir Mut und lassen mich lächeln. :) Es macht mich schlichtweg glücklich. Immer ein kleiner "Egopusch" *hüstel* :D

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    4. Stimmt, da hast du auch wieder recht :)
      Weißt du was, in der Situation hab ich vor ein paar Tagen auch gesteckt, und ich hab genauso reagiert. Ich dachte mir "was habe ich falsch gemacht, wieso ist es einer weniger?" ... ich bin wohl genauso kompliziert, aber wieso, das weiß ich nicht genau...
      Ja, liebe Kommentare sind immer schön, da merkt man, dass einem zugehört wird, dass Leute sich für einen interessieren... ja, Egopush kann man es auch nennen :D

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    5. Hach, bevor ich jetzt hier noch anfange zu Philosophieren - ich bin momentan eh total gehirngefickt und sentimental - warum ich kompliziert bin, lass ich es. Ich schätze auch, das würde keinen hier Interessieren, (und jetzt denkt mein Gehirn gerade, "Wehe sie löscht die Kommentare wieder, dann sieht es so aus, als würdest du Selbstgespräche führen" Ja, so sind meine Gedankensprünge :D), oder zumindest muss es nicht alle Welt wissen. Kommentare, wie schon gesagt, sie zauben mir ien Lächeln ins Gesicht und machen mich glücklich. Es sind nicht nur die nete, ich freue mich auf über Kretik, es zeigt mir, dass sich jemand Gedanken über meine Texte macht. Ich weiß, dass sie noch lange nicht perfekt sind, und dass sie jenes auch nie sein werden. Aber ich kann sie verbessern und es sind meine Texte, meine Gedanken, meine Träume, meine Erinnerungen. Ich bin einfach Dankbar, über jeden Kommentar und neuen Leser, Egopush eben :3

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    6. Entschuldige die Rechtschreibfehler, mein Handy scheint mich zu hassen. Es heißt natürlich "netten" und Kritik :3

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    7. Hm, also ich "philosophiere" dauernd über sowas, über was weiß ich, ich selbst mache mir eigentlich ständig so viele Gedanken, und ob du es glaubst oder nicht, sowas interessiert mich :D aber du hast recht, hier ist vielleich der falsche Ort für solche Gespräche ;) Keine Sorge, ich lösch meine Kommentare nicht ;) Thihihi, ich mag Gedankensprünge, die hab ich auch andauernd :>

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    8. Ich habe mir schon mal Überlegt sie - also die Sprünge - in einem Post fest zuhalten, vielleicht mache ich das irgendwann mal, aber zuerst muss ich 3 Wochen ins Landwirtschaftspraktikum :)

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  3. Ich müsste lügen, aber mMn ist das die beste Geschichte, die ich je von dir gelesen habe. <3
    Und ob du es glaubst oder nicht, ich hatte die Tage die gleiche Idee, nur es wäre mehr um *ihn* gegangen. :) <3

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  4. Wow, deine Worte machen mich sprachlos.

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  5. ich habe deinen Blog gerade entdeckt und ich finde ihn einfach nur unglaublich super!
    Deine Texte sind unglaublich gut geschrieben, mach weiter so!

    Lg, Krissy. (:

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  6. Mein Herz, nur für dich, ein Blogaward <3
    http://regenluft.blogspot.de/p/blogaward.html

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  7. Danke, Danke an alle lieben Kommentare :3

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Dankeschoen ♥